An seinem 30. Geburtstag wird Josef K. aus dem Bett heraus verhaftet, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein. Ein Jahr lang versucht er vergeblich herauszufinden, warum er angeklagt wird. Dabei sieht er sich einem nicht fassbaren Justizapparat ausgesetzt, der so unscheinbar wie allgegenwärtig ist. Je weiter Josef K. in die albtraumhaft labyrinthische Welt des Gerichts eindringt, desto tiefer greift das Gericht in sein Leben ein. So undurchschaubar der Prozess voranschreitet, so unerbittlich scheint er auf einen Urteilsspruch hinauszulaufen, den Josef K. jedoch niemals erfahren soll. Am Tag vor seinem 31. Geburtstag wird er von zwei Männern abgeholt und in einem Steinbruch vor der Stadt hingerichtet.
Kafkas Text ist von ungebrochener Aktualität und bringt nüchtern und gestochen scharf das Taumeln des Individuums innerhalb der Machtsysteme moderner Gesellschaften auf den Punkt. Wie K. sind auch wir mit einem System konfrontiert, dessen Funktionsweise wir nicht gänzlich durchdringen können, das jedoch zunehmend die Kontrolle über unser Leben übernimmt.
„Der Process“ ist eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Puppenspieler Joost van den Branden, der wie bereits in „Die Pest“ mit dem Ensemble Spielmöglichkeiten und ästhetische Hybridformen zwischen Menschen und Puppen erforscht. Die aus Papier permanent entstehenden und vergehenden Objekte lassen die Grenzen zwischen Körper und Puppe zerfließen und türmen sich zugleich auf zu neuen, wuchernden Instanzen, durch die hindurch K. nach einem Ausweg sucht.