Pressestimmen zu „Pornographie“

Was 9/11 für die Amerikaner war, war 7/7 für die Briten. Ein Moment, der alles veränderte und dennoch oder gerade deshalb die eigene, persönliche Situation in den Fokus rückte. Pornographie. Ein Titel, der den Zuschauer erstmal in die Irre führt. Oder? Stephens bezeichnet unsere Kultur als „eine Kultur der visuellen Selbstdarstellung, bei der wir uns und andere unentwegt zum Objekt machen.“ „Der Terror kommt nicht von außen, sondern ist mitten unter uns.“ Und während die drei Protagonisten durch ihre Jalousien spähen, wird deutlich, wie sich Innen- und Außenwelt vermischen. Menschen mit tiefen Abgründen kommen zum Vorschein. Es waren nicht irgendwelche Fremde, es waren welche von uns, Menschen wie du und ich, Menschen, die nah am Abgrund standen, hinunter geschaut haben und gesprungen sind.
Sarah Dickel, Wochen-Magazin Moers, November 2015

 

Die französisch-elsässische Regisseurin Catherine Umbdenstock inszeniert in der Kapelle, einer Nebenspielstätte des Schlosstheaters. Das sakrale Umfeld nutzt sie zu einer meditativen und hoch konzentrierten Assoziation über Sehnsucht, Macht und Hass. Die Wiege des Terrorismus ist die Struktur der modernen Großstadt. Unzufriedenheit, Nervosität, Mobbing kann schnell in kleine und große Gewalttaten umkippen. Das zeigt, in jeweils mehreren Rollen, das dreiköpfige Ensemble hervorragend. Mit wenigen Requisiten, präzise gesetzten Gesten entstehen suchende, getriebene, vereinsamte Figuren. Eine stark gespielte, scharf gestellte Warnung vor Moralverlust in der Unwirklichkeit der Städte
Andreas Burkert, Scala/WDR 5, 01.11.2015 

 

Beigeisternde und intensive STM-Premiere
Vier Tage im Partyrausch: London ist nach Live8-Konzert und Olympia-Zuschlag im Juli 2005 in Feierlaune. In dieser aufgeheizten Stimmung steuern die Bewohner der Stadt am Vorabend der U-Bahn-Attentate wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen auf ihre ganz persönlichen Katastrophen zu. (…) Mit atemberaubender Intensität und absolut geradliniger Erzählweise macht Regisseurin Catherine Umbdenstock in ihrer Inszenierung in der Schlosstheater-Kapelle das Publikum zu Voyeuren eines abgründigen Alltags am Rande der Katastrophe. Eine faszinierende Spurensuche in einem morbiden Europa unserer Tage. Brillant in Szene gesetzt von allen Beteiligten

Marissa Möller, Matthias Heße und ein großartig aufspielender Frank Wickermann übernehmen die Rollen in fliegendem Wechsel – und machen aus der Not eines kleinen Ensembles mit ihrem intensivem Spiel mehr als eine Tugend. Sie spielen die persönlichen Geschichten wie für ein Reality-TV-Format erzählt und liefern gerade deshalb erschütternd greifbare Einblicke in seelische Abgründe, die so schmerzhaft wie verstörend sind: Das ist echtes Gänsehauttheater!
Gabi Gies, WAZ, 02. 11.15

Hinter drei geschlossenen Jalousien tun sich sieben Abgründe auf. Sie erzählen von Verzweiflung, Einsamkeit und Isolation. Regisseurin Catherine Umbdenstock gibt in der Kapelle an der Rheinberger Straße den Blick auf das Dahinter frei. Sie wirft Schlaglichter auf die dort lebenden Menschen, die in ihren Lebenskrisen feststecken, keinen Ausweg finden und bald Grenzen überschreiten. Umbdenstock, die das Stück für das Schlosstheater inszenierte, fügt diesen Kosmos aus Monologen und Zwiegesprächen zu einem emotional dichten Kammerspiel zusammen. (…) Das Stück entrollt sich Szene für Szene: Die Jalousie lichtet sich, eine Figur tritt hervor, innerlich zerrissen, erzählt ihre Geschichte. (…)  Frank Wickermann, Matthias Heße und Marissa Möller wissen, diese Chance gut zu nutzen. Die Inszenierung profitiert von ihrer Präsenz und auch Wandelbarkeit.
Anja Katzke, Rheinische Post, 02.11.2015

 

weitere Neuigkeiten