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Verbrechen und Strafe von Fjodor Dostojewskij

in der Übersetzung von Swetlana Geier

Termin

Sonntag, 21.04.2024 | 18.00 Uhr

Weitere Termine

Spieldauer

ca. 02:15 Std.

Spielort

Kapelle

Preis

19,50 € pro Person
erm. 7,00 € pro Person

Kategorie

Beschreibung

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie wird nicht verliehen, kann nicht entzogen werden. Würde ist jedem Menschen qua Geburt gegeben.
Aber soll dieses Prinzip wirklich auch für die kaltherzige Wucherin Aljona Iwanowa gelten?
Der überragende Jurastudent Raskolnikoff sieht in ihr nicht mehr als eine überflüssige Laus.
Er könnte seine genialen Ideen verfolgen, was ihm fehlt, ist Geld. Sie hat es. Ein schlechter Mensch weniger auf der Welt, macht diese in der Logik Raskolnikoffs zu einem besseren Ort.
Mit einem Beil schlägt er der alten Frau den Schädel ein. Der Mord an ihrer zufällig anwesenden liebenswerten Schwester? Ein Kollateralschaden.
Raskolnikoff möchte so gerne der sein, für den er so große Lust hat, sich zu halten. Kalt, berechnend, überlegen, wäre da nicht dieses verfluchte Gewissen, das ihn nach der Tat verfolgt.Carlotta Salamon inszeniert den Thomas Mann zufolge größten Kriminalroman aller Zeiten und zeigt, was passiert, wenn Menschen andere Menschen als minderwertige Subjekte einstufen. Dostojewskij sah eine schreckliche Welt heraufkommen, in der alles erlaubt ist.
Er fürchtete, wenn alles erlaubt ist, geschieht auch alles.

 

Galerie

Fotograf/in: Jakob Studnar

Programmheft

Hier können Sie das Programmheft von „Verbrechen und Strafe“ als PDF-Datei herunterladen.

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Pressestimmen

Wenn das kleinste Stadttheater der alten Bundesrepublik sich an die ganz großen Stoffe wagt, führt das meist zu herausragenden Ergebnissen. Auch Carlotta Salamon gelingt mit der Dramatisierung von Dostojewskijs Mammut-Roman eine eigenwillige, überzeugende Mischung aus anspruchsvollem Diskurstheater und unterhaltsamem Krimi. Salamon konzentriert sich in ihrer – naturgemäß stark gekürzten – Theaterfassung des Romans auf die Krimi-Handlung, ohne die zahlreichen philosophischen und religiösen Motive, die in Dostojewskis 1866/67 erschienenem erstem großem Roman schon genauso auftauchen wie in seinen späteren Werken, zu vernachlässigen

Im Verlauf des Theaterabends entwickelt sich allein durch die „Schnittfassung“ eine spannende Diskussion über Moral, Mitleid und Eigensinn, über Egoismus und die mangelnde Nachhaltigkeit von Anteilnahme. Großartig, ja, sogar vergnüglich ist das versteckte Duell zwischen dem von Joanne Gläsel vom Band gesprochenen Staatsanwalt Porfirij Petrowitsch und dem nervösen, aber längst nicht geständigen Raskolnikow. Vielleicht, sinniert der zunehmend von seinen Skrupeln in den Wahnsinn getriebene Mörder, hatte sein Verbrechen nicht die richtige ästhetische Form? Aber warum sollte ein Bombardement eine ehrenwertere Form sein?

Theater pur, Dietmar Zimmermann

 

Die auf die gefeierte Neuübersetzung von Swetlana Geier zurückgreifende Inszenierung ist wieder, gleichsam Moers-typisch, spektakulär, fordernd, auf sehenswert irritierende Weise gegen den Strich gebürstet und trotzdem werktreu.

In der Außenspielstätte „Kapelle“ an der Rheinberger Straße konzentriert sich die 145-minütige Bühnenfassung des 1050 Seiten starken Romans weitgehend auf den Krimi-Strang. Der arme Student Raskolnikow hat bei einem Raub die Wucherin Aljona Iwanowa und (ein lässlicher Kollateralschaden) deren Schwester erschlagen. In der Logik des jungen Intellektuellen, der sich den großen, perspektivisch denkenden Männern der Weltgeschichte verwandt fühlt, war die Pfandleiherin eine schädliche Laus, ihre Eliminierung ein Dienst an der Gesellschaft. Doch nach der Tat setzt ihm nicht nur Untersuchungsrichter Porfirij Petrowitsch zu; ihn quälen nie gekannte Gewissensbisse.

In der kleinen Kapelle, zwischen Kneipentheke und stilisierter Newa-Aue, wird dabei nicht nur der Doppelmord im gesellschaftlichen Kontext verhandelt. Permanent tropfendes Wasser und ein Video über Waldbrände verweisen auch auf die prekäre Lage der Umwelt. Das Verbrechen an der Natur ist das vielleicht größte Verbrechen an der Menschheit.

 Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Wolfgang Platzeck