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Spielzeit 2013 | 2014

Under Cover

Rechercheprojekt zum Thema Depression

Termin

Samstag, 30.11.2013 | 19.30 Uhr

Kategorie

Beschreibung

Und jetzt sitzt er da herum und sagt seit zwei Tagen kein Wort. Nicht gerade höflich. Plötzlich empfinden sie dein Nicht-Können in erster Linie als etwas, was sich gegen sie richtet. Denn du konntest ja vorher. Dabei hast du vorher auch nie gekonnt, nur mit für die anderen unbekannter Anstrengung hast du gekonnt, anstrengend und aufwendig wie eine Fahrt zum Mars – weil du wüsstest, anderes schafft noch viel grauenhaftere Probleme. Man will ja nicht alles verlieren dadurch, dass man sich so zeigt, wie man ist. (Unbekannter Autor)

Zwischen 12 und 17 % aller Menschen in Deutschland erkranken im Laufe ihres Lebens an Depression, seit Jahren steigt die Zahl. Trotzdem bleibt die Krankheit ein Tabu. Wer will schon zugeben, nicht mehr richtig zu funktionieren?

Der Soziologe Alain Ehrenberg nannte Depression eine Krankheit der Verantwortung gegenüber dem eigenen Ich. Die ständige Forderung nach Kreativität, Autonomie, Selbstständigkeit und Verantwortung stellt den Menschen in der modernen Gesellschaft vor die Aufgabe, um jeden Preis er selbst zu sein. Das Ich ist zur Großbaustelle geworden. Und manchmal reagieren der Körper, die Seele, der Kopf mit Rückzug auf ganzer Linie, mit innerer Leere, Antriebsschwäche und Erschöpfung. Mit dem Ausfall – raus aus der kreativ-dynamischen Gewinnmaximierungsgesellschaft, raus aus geistreichen Dialogen, raus aus …

Das Rechercheprojekt sucht in der Zusammenarbeit von Schauspielern und Betroffenen die Reibung des Themas mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten und Veränderungen des 21. Jahrhunderts und nimmt Menschen mit Depressionen als Teil eines gesellschaftlichen Phänomens wahr.  »Under Cover« gibt betroffenen Menschen eine Öffentlichkeit und setzt damit Türen in die Mauer des Tabus.

Im Anschluss an die Vorstellung gibt es die Möglichkeit zum Gespräch mit den Mitwirkenden.

Premiere 30. November 2013, Altes Neues Rathaus
Aufführungsdauer 90 min, ohne Pause

  • Inszenierung: Barbara Wachendorff
  • Ausstattung:
  • Dramaturgie: Nicole Nikutowski
  • Rechercheorganisation: Judith Schäfer
  • Mit: Tobias Bausch | Melanie Bovenschen | Volker Gedrath | Nina Gottschalk | Cornelia Graefen | Anika Grönke | Jana Isfort | Sabine Jüngling | Joachim Kunz | Marissa Möller | Björn Nienhuys | Hannah Schmidt | Frank Wickermann († 02.04.2020)

Galerie

Fotograf/in: Sascha Schürmann

Pressestimmen

„Ein facettenreiches, mutiges Theaterprojekt: emotional anrührend, aber auch informativ, mit witzigen, grotesk überzeichneten Momenten und hoffnungsvollem Ausgang.“
WDR 5, Scala, Service Bühne, 2.12.2013 – Kritik hören

„Dass die Premierengäste von Barbara Wachendorffs Recherchestück „Under Cover“ am Samstagabend nicht depressiv sondern eher glücklich und um ein Vielfaches reicher nach Hause gingen, ist einem jener Theaterabende geschuldet, an dem sich Schauspieler und Zuschauer ganz besonders intensiv begegnen. Elf Laienschauspieler, die alle ihre eigenen Erfahrungen mit der „Volkskrankheit“ Depression mitbringen, weben in dieser einzigartigen Theatercollage gemeinsam mit Frank Wickermann und Ensemblegast Heike Trinker ein komplexes Bild der „Volkskrankheit“ Depression. (…) Barbara Wachendorff deckt Schicht für Schicht des komplexen Themas auf, nichts bleibt unter der Decke. Sie klärt auf und lässt nachdenken – all das mit großer Menschenliebe. (…) „Ich bin verloren gegangen und habe mich nirgendwo wiedergefunden“, heißt es in einem der eingespielten Zitate zu Beginn des Stückes. Einer von vielen Gänsehautmomenten. Auch dafür gab es am Ende des Stückes für Schauspieler und Regisseurin stehende Ovationen.“
nrz, 2.12.2013

„In Barbara Wachendorffs Rechercheprojekt „Under Cover“ sind es elf Menschen, die den Mut haben, über ein Tabu zu sprechen. (…) Wachendorff, die für die Regie verantwortlich zeichnet, eröffnet einen verstörenden Einblick in die Gefühlswelten der Menschen, deren Leben so brüchig, lähmend und anders geworden ist. Sie dokumentiert Schicksale und Lebenskrisen, zitiert aufklärend Psychologen und Philosophen. Und doch wohnt ihrer Inszenierung eine heitere Gelassenheit inne, die dem Thema die erdrückende Schwere nimmt. (…) Frank Wickermann und Heike Trinker kitzeln die Tabubrüche heraus, wenn sie im imaginären Kaufmannsladen eine Scheibe Hoffnung kaufen, jedoch aus Versehen zu Traurigkeit greifen, um sich dann mehr Libido zu wünschen. Im Fokus dieser Inszenierung stehen jedoch die Experten, die erstmals auf einer Theaterbühne stehen, und denen in der Premiere am Samstag der stehende Beifall des Publikums galt.“
Rheinische Post, 2.12.2013