Lade Veranstaltungen

Spielzeit 2015 | 2016

Richard III.

Termin

Mittwoch, 03.02.2016 | 19.30 Uhr

Spielort

Schloss

Kategorie

Beschreibung

Bis heute erschreckt die Brutalität und Skrupellosigkeit, mit der Richard, Herzog von Gloucester, seinen blutigen Weg zur Königskrone verfolgt. Das Ausmaß des Schreckens ist selbst für Shakespeare beachtlich: Elf Morde begeht Richard, bevor es ihn selbst erwischt. Bis dahin aber fas- ziniert er mit Gewitztheit und Charme Gegenspieler wie Publikum und versteht es, alle in seinen Bann zu ziehen. Die Morde werden zur Perfor- mance und die Zuschauer zu Mittätern im blutigen Spiel.

Mit Richard III. von 1593 umreißt Shakespeare die letzte Episode der Ro- senkriege, dem dreißigjährigen Machtkampf zwischen den Königshäu- sern York und Lancaster. Gleichzeitig liefert er damit eine eine Blaupau- se für die Mechanik einer zeitlosen politischen Praxis, die sich einzig durch die Erringung und Erhaltung von Macht definiert.

Galerie

Fotograf/in: Jakob Studnar

Pressestimmen

„Klebrige, rote Flüssigkeit läuft die schräge Bühne hinab. Sie riecht süßlich, wie Fruchtsirup. Die Toten verschwinden in Ulrich Grebs Inszenierung von Shakespeares „Richard III.“ in einer riesigen Waschmaschine wie im Verbrennungsofen eines Krematoriums. Wenn der Waschgang einsetzt, fließt das Kunstblut. Köpfe fallen, einer zieht sich Gedärme aus dem Körper. Früher nannte man diese Theaterform Grand Guignol, heute vielleicht Tarantineske. (…) Bei aller komödiantischen Überzeichnung finden die rauschhaft rollenwechselnden Schauspieler immer wieder Momente des Gefühls, des Erstaunens und Entsetzens, Inseln der Wahrhaftigkeit im Wahnwitz.“
(Stefan Keim, Die deutsche Bühne/ Beitrag auf WDR 3 unter: https://www.wdr3.de/buehne/mord-als-performance-shakespeares-richard-schlosstheater-moers-100.html)

„Ulrich Greb legt den Schleudergang ein: Der Intendant des Moerser Schlosstheaters folgt der Blutspur, die Shakespeares „Richard III.“ auf seinem Weg zum Königsthron hinterlässt, mit der makaber-spielerischen Freude daran, die Grenzen seiner Zuschauer im Schloss auszuloten. Der Regisseur würzt seine Inszenierung der Tragödie, mit der Shakespeare das Ende der Rosenkriege im feudalen England zum Ausgang des Mittelalters beschreibt, mit einer Mixtur aus Klamauk, Nonsens und Splatter, so wie man es aus den amerikanischen Horrorfilmen kennt, in denen das Blut drastisch und in Strömen fließt und spritzt.
Marissa Möller sorgt in Ulrich Grebs Inszenierung für die schauspielerischen Lichtblicke. „Wenn ich den Liebhaber nicht geben kann, dann bin ich eben der Bööösewicht“, grölt sie mit rauer Kehle in den Zuschauerraum, um dann auf der Klaviatur des fiesen Manipulators zu spielen, der nach Shakespeare eigentlich Hinkebein und Buckel hat. Sie schmeichelt, züngelt, lügt, verführt, überredet, keift und schreit, bis die Halsschlagadern anschwellen – mal verrenkt im Handstand, mal schaukelnd an den Stahlträgern im Schloss. (…) Alles in allem darf man sagen: Dieser „Richard III.“ ist ganz schön abgefahren. Aber das passt ja gut in die Karnevalszeit.“
(Anja Katzke, RP)

„Wenn eine Frau sich reckt und sagt: „Ich bin ein gut gebauter Mann“, dann sieht man doch schon, dass das gelogen ist. Lüge, Verstellung, Schein, Imitation – das ist das Wesen Richards III. bei Shakespeare. Dass er eine Frau ist, die ganz männlich tut, die Hände in die Hosentaschen wühlt, die Hosenträger knallen lässt, das passt da gut. Im Moerser Schlosstheater spielt Marissa Möller diesen Richard und es ist nicht nur ein Besetzungscoup wie so oft. Es gibt dem Abend einen eigenen Antrieb. Sie spielt einen Schauspieler, der einen Menschen spielt, der sich verstellt: Imitation einer Imitation einer Imitation.“
(Gerhard Preußler, nachtkritik.de)

„Das Zusammenspiel des Ensembles bietet durch die spezielle Umdrehung der Geschlechterrollen eine ganz eigene Komik. So verwundert es auch nicht, dass aus dem Publikum des Öfteren Gelächter kommt. Während Richard sich immer mehr in seinem Machtspiel verliert, immer mehr blutgetränktes Wasser die Bühne hinab fließt, fragt der Zuschauer sich, wie dieser Mann zu dem werden konnte, der er ist.  Es wird deutlich, dass Richard im Endeffekt für eine x-beliebige Person, die nach der Macht strebt, stehen kann. Eine Person, die es sowohl damals als auch heute geben kann. Ein Stück, dessen Intention nie aktueller hätte sein können.“
(Lokalkompass.de)

„Leichen pflastern seinen Weg auf den Thron. Der hinkende und bucklige Herzog von Gloster begeht oder veranlasst einen Mord nach dem anderen, um König zu werden und zu bleiben. Am Ende erwischt es ihn selbst. Shakespeares „Richard III.“, entstanden um 1593, umreißt die letzte Episode der dreißigjährigen Rosenkriege zwischen den Königshäusern York und Lancaster. Gleichzeitig steht das Stück zeitlos und exemplarisch für die Faszination von Herrschaft und die blutig-brutale Mechanik, die Machtgewinnung und Machterhaltung mit sich bringen kann.“
(Martin Burkert, WDR5: https://www.wdr5.de/sendungen/scala/services/servicebuehne/service-buehne-premieren-130.html )

„„Freie Radikale“, so hat das Moerser Schlosstheater die aktuelle Spielzeit überschrieben, und radikal ist Shakespeares „Richard III.“ gewiss, der hässliche, verkrüppelte, geniale, anziehend-abstoßende Spieler der Macht im England der Rosenkriege. Und so frei, um der Macht willen eine knietiefe Blutspur in der Geschichte zu hinterlassen. Die schon für Shakespeare, im elisabethanisch befriedeten England, überstanden war.(…) Wie immer machen sie in Moers aus den beschränkten Mitteln ei¬nen Stil, die grandiosen mimischen Kraftpakete Patrick Dollas, Frank Wickermann, Holger Stolz und Matthias Heße wechseln fliegend zwischen Hose und Rock und kommen auf mehr als zwei Dutzend Rollen. Von Arbeitern der Geschichte, wie die mit Namen versehenen Spinde am Rand der Bühne suggerieren? Es will nicht jedes Bild dieser Inszenierung so gut aufgehen wie das der Riesen-Waschmaschine ganz oben auf der schrägen, gefliesten Welt-Scheibe, aus deren Mitte es immer wieder blutigrot sprudelt und die Waschlauge der Geschichte herunterrinnt.“
(Jens Dierksen, WAZ)

„Aus der Trommel robbt im Wahnsinn Dirty Rich
Das Mädel Marissa gibt den Richard, und vier Männer teilen sich fünfzehn andere Rollen, Lady Anne, die Herzogin von York, Margaret und Elisabeth inklusive. Da ist zwangsläufig viel Travestie im Spiel. Und das wirkt überhaupt nicht peinlich, denn Frank Wickermann, Patrick Dollas, Holger Stolz und Matthias Heße beherrschen den Frauentausch grandios. Sie spielen lustig, aber, unterstützt von den aberwitzigen Kostümen Michaela Springers, mit der nötigen Distanz zum Kabarett. (…) Auch Matthias Heße hat vier grundverschiedene Rollen zu bewältigen, und er beweist dabei wieder einmal, dass er zu den spielfreudigsten, variabelsten Schauspielern Nordrhein-Westfalens zählt: Sei es der finstere Mörder Tyrrell, sei es der bebrillte Hastings, dessen Lockenkopf der Schleifmaschine zum Opfer fallen wird, sei es als Elisabeth mit ultrabreiter Halskrause und einer Hochsteckfrisur, die wirkt, als hätte sie Victoria Behr für einen Herbert-Fritsch-Klamauk entworfen – dieser Matthias Heße ist immer eine Show und rettet noch die ekligsten Momente des blutigen Abends.
Marissa Möller hat (mit Ausnahme der Schluss-Szene) nur einen einzigen Charakter darzustellen. Die Rollenwechsel von Heße, Wickermann, Dollas und Stolz sind für die Schauspieler anstrengend, aber sie machen zweifellos auch Spaß. Was Möller dagegen leisten muss, ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Die junge Schauspielerin stellt sich selbst vor stimmliche, sportliche und emotionale Herausforderungen, die um ihre Gesundheit fürchten lassen. Sie turnt wie Hambüchen, kiekst wie Sophie Rois, gurrt wie ein Taube, schreit wie ein Psycho in der Zwangsjacke, sie wirbt, sie fleht, sie intrigiert – man muss ihre (von der Regie vorgegebene) Interpretation des Richard nicht mögen, aber ihre schauspielerische Leistung ist zutiefst beeindruckend. Vor allem nach der Krönung Richards bricht das Psychopathische ihrer Figur immer stärker durch. Richards wachsendes Misstrauen steigert seine Mordlust. Reihenweise werden die Figuren um die Ecke gebracht – und diese Ecke ist in Ulrich Grebs Inszenierung die erwähnte gigantische Waschmaschine. Wer stirbt, wird in die große Trommel verfrachtet, und kaum setzt der Schleudergang ein, schäumt rotes Blut aus dem Ablaufschlauch, der mitten auf der schrägen runden Spielfläche mündet, die so zur blutigen Agora des Terror-Regimes wird.“
(Dietmar Zimmermann, Theaterpur.net)