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Spielzeit 2022 | 2023

entfällt

KÖNIG ÖDIPUS ENTFÄLLT

Termin

Samstag, 29.10.2022 | 19.30 Uhr

Spieldauer

ca. 02:00 Std.

Spielort

Schloss

Beschreibung

Aufgrund der Erkrankung eines Ensemblemitglieds entfällt diese Vorstellung

 

„Wandelt auf Erden ein Wesen auf zweien und vieren und dreien,
redet mit einer Stimme und verändert sich von allem,
was sich zu Lande in der Luft und im Wasser bewegt, als einziges.
Ist die Anzahl der Füße, mit denen es sich fortbewegt, am größten,
ist die Schnelle seiner Glieder am geringsten.“

[Akslepios von Samos, 4.Jh. v. Chr.]

Eine Pest bricht aus in Theben mit katastrophalen Folgen für Mensch, Tier und Natur. König Ödipus, der einst als einziger das Rätsel der Sphinx zu lösen vermochte und so die Stadt befreite, macht das Krisenmanagement einmal mehr zur Chefsache. Durch einen Orakelspruch erhält er den Hinweis,
dass der ungesühnte Mord an seinem Vorgänger die Epidemie verursacht habe. Unverzüglich beginnt er damit den Mord aufzuklären, um keine 24 Stunden später zu erkennen, dass er selbst der Täter, der Getötete sein Vater und dessen Frau Iokaste, seine Mutter und jetzige Ehefrau ist.
Alle bisherigen Gewissheiten über seine Lebensweise und Herkunft stellen sich als falsch heraus. Ödipus sticht sich die Augen aus und zieht als blinder Bettler in die Verbannung. Die Geschichte ist über 2.400 Jahre alt und findet gleichzeitig genau jetzt statt, in einer Gegenwart, in der die Frage nach den irreversiblen Kipp-Punkten im globalen Erdsystem drängender ist als je zuvor. So wird uns in König Ödipus vor Augen geführt, dass es nicht ausreicht, ein vernunftbegabtes Wesen zu sein. Wir wissen, was zu tun ist, was hindert uns, es zu tun?

„Die Aufklärung muss sich auf sich selbst besinnen, wenn die Menschen nicht vollends verraten werden sollen.“ (Adorno/Horkheimer: Dialektik der Aufklärung).
Die Inszenierung „König Ödipus“ stellt die Frage nach dem Verhältnis von Wissen und Handeln und probiert, entlang des Schicksals der Hauptfigur, Handlungsalternativen zu finden, die die Tragödie aufhalten könnten. Ein Menschen- Experiment zwischen Mythos und Realität.

Galerie

Fotograf/in: Jakob Studnar

Programmheft

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Pressestimmen

Ulrich Greb inszeniert „König Ödipus“ in Moers in der griffigen, rhythmischen und klaren Übersetzung Dietrich Ebeners. Und zunächst einmal bietet das Ensemble ausgezeichnetes Sprechtheater. Ödipus ist verkörpert von Roman Mucha, ein energetischer junger Politikertyp, der sich gern für seine vergangenen Verdienste feiern lässt. Er hat ja das Rätsel der Sphinx gelöst, was die Chorführerin oft wiederholt, gefolgt von eingespieltem Applaus wie in einer amerikanischen Fernsehsoap. Später bringt er alles selbst ins Wanken. Er ist der Hirte, der die Taten des Königs aufdeckt. Vor der Verwandlung hat Ödipus die gepflasterte Bühne aufgebrochen und ist in den von gelben Schwaden durchfluteten Raum darunter geglitten. Voller Schleim, nur mit einer Unterhose bekleidet, taucht er wieder auf, wie ein neugeborenes Kind. Nun verändert die Inszenierung ihre Grundstimmung, wird explosiver, körperlicher, gefährlicher. Und entwickelt immer wieder Momente boshafter Ironie. Das Schlosstheater Moers bietet eine rundum überzeugende heutige Lesart des „Ödipus“, abgründig, politisch, mit Sprachgefühl und starken Bildern, dabei sehr unterhaltsam. (Theater der Zeit)

Die Tragödie ist mitten unter uns. Daher spielt das fünfköpfige Ensemble zwischen dem Publikum. Der Mensch Ödipus ist schuldig, ohne es zu wissen und er zieht dabei in den eigenen Untergang. Regisseur Ulrich Greb übernimmt eine antike Tradition und lässt sein Ensemble auf 20 cm hohen Stelzen agieren. Damit sind schnelle Gänge unmöglich; die Sprache rückt ins Zentrum. In einer eindringlichen Szene zieht ein völlig desorientierter und verzweifelt brüllender Ödipus glibberig grüne Fäden aus einem offenbar verseuchten Wasser. Das Ensemble ist gut aufgelegt und spielt das Stück zunächst als klar erzählten Krimi, dann als surreale Warnung vor dem fatalen Umgang mit der Natur. Jedenfalls mit viel Raum für eine Neuinterpretation des alten Mythos. (WDR Scala)

Es ist wie ein böser Albtraum, dessen Höhepunkt sich Regisseur Ulrich Greb bis zum Schluss aufspart, um mit grellen Farben, mit Bühnennebel, monozon dröhnenden Bässen und noch mehr Glibber immer tiefer ins Surreale vorzustoßen. Die Erhabenheit, die Ödipus (Roman Mucha), Iokaste (Joanne Gläsel), Kreon (Matthias Heße), Teiresias (Georg Grohmann) und die Chorführerin (Emily Klinge) zu Beginn der Inszenierung vermitteln, basiert allerdings auf einem anderen, sehr fragilen Gefüge. Jeder Schritt auf den mindestens 30 Zentimeter hohen Holzgestellen, die Kostümbildner Jochen Hochfeld den Schauspielern an die Füße geschnallt hat, kann sie auch stürzen lassen. Roman Mucha und Emily Klinge spielen sich in der Inszenierung nach vorne. Emily Klinge gelingt es, als singende Chorführerin Stimmungen zu vermitteln, mal rockend anpeitschend, mal nur mit Lauten andeutend. Mucha füllt die Bandbreite des Ödipus aus: Er ist der über alles erhabene König, der am Ende nur in Unterhose bekleidet sich im Glibber windet. (Rheinische Post)

Im Schlosstheater sitzt das Publikum beiderseits einer freien, mit Steinplatten belegten Agora (Bühne: Birgit Angele). Auf dieser versiegelten Fläche prallt gelegentlich Regen ab; doch im Untergrund rumort es, die beschädigte Natur reagiert. Dann dringt aus einer Fuge giftig-grüner Schleim, der später in verstörenden Bildern auch Ödipus bedeckt. „König Ödipus“ führt gleichnishaft von der Antike ins vieldiskutierte Zeitalter des Anthropozäns mit den menschengemachten ökologischen Verbrechen. (WAZ)