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Spielzeit 2013 | 2014

Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse Franz Kafka Abend

Mit dem Improviser in Residence 2013 Michael Schiefel

Termin

Freitag, 15.11.2013 | 19.30 Uhr

Spielort

Kapelle

Kategorie

Beschreibung

„Eine Nuss aufknacken ist wahrlich keine Kunst, deshalb wird es auch niemand wagen, ein Publikum zusammenzurufen und vor ihm, um es zu unterhalten, Nüsse knacken. Tut er es dennoch, und gelingt seine Absicht, dann kann es sich eben doch nicht nur um bloßes Nüsseknacken handeln.“ (Kafka)

„Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse“ ist Franz Kafkas letzte Erzählung. Mit scharfer Ironie und paradoxer Zuspitzung reflektiert er kurz vor seinem Tod den Stellenwert von Kunst in der Gesellschaft. Kafka nutzt dazu die Form der Fabel und verlegt das Thema in die Welt der Mäuse. Aus der Perspektive des Mäusevolks wird aufgeregt über das Phänomen „Josefine, die Sängerin“ debattiert, die wahrscheinlich „gar nicht singt, höchstens pfeift und das nicht einmal besser als andere Mäuse, eher schlechter, wodurch das Geheimnis ihrer nicht existenten Kunst nur noch größer wird“ (Deleuze/Guattari).

Michael Schiefel, der Stimmvirtuose und Moerser Improviser in Residence, lässt in einem szenischen Konzert ein vielstimmiges Panoptikum von Ansichten und Meinungen entstehen und verdichtet das selbstbewusste Volk der Mäuse zu einer selbstbezüglichen Erregungsrepublik, die sich am überzeugendsten mit sich selbst beschäftigt.

Hier gibt es einen akustischen Eindruck: Josefine_Trailer

 

Galerie

Fotograf/in: Sascha Schürmann

Pressestimmen

„Es pfeift, es wispert, es kratzt und trippelt – die Mäuse scheinen überall in der dunklen Kapelle unterwegs zu sein. Lästern, staunen, rätseln über „ihre Sängerin Josefine“, die Diva, die Retterin, die Außenseiterin. Schlosstheaterintendant Ulrich Greb und der Moerser Improviser Michael Schiefel lieferten am Freitagabend bei der Premiere von Kafkas „Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse“ ein kleines Glanzstück ab. Vielstimmig im wahren Wortsinn ließ Vokalkünstler Schiefel, erstmals auch als Schauspieler auf der Bühne, ein ganzes Mäusevolk lebendig werden und mit diesem auch eine Diskussion über die Rolle von Kunst und Künstler in unserer Gesellschaft.“
NRZ, 18.11.2013

„In dieser, seiner letzten, kurz vor seinem frühen Tod geschriebenen Fabel stellte Kafka nicht nur die Frage nach dem Wert des künstlerischen Tuns innerhalb einer Gesellschaft, sondern auch, wie viel Individualität einem Künstler dabei zugestanden werden sollte. Und zwar nach dem Motto: „Wer bestimmt eigentlich, was wirkliche Kunst oder nur eitle Selbstdarstellung ist?“ (…)  Dabei ließen die von Michael Schiefel wechselweise mal gesprochen, mal singend und dann wieder „nur“ mit elektronisch verstärkten Mundgeräuschen vorgetragenen Argumente der Kafka’schen Mäusegesellschaft die Sängerin selber den ganzen Abend gar nicht zu Wort kommen. „Unser Volk ist gleichzeitig kindlich und vorzeitig alt. Wir sind zu alt für Musik“, lauteten die zwischenzeitlich aus den Lautsprechern in den Dachecken vernehmbaren Volkskommentare….“
Rheinische Post, 18.11.2013