„Eine Nuss aufknacken ist wahrlich keine Kunst, deshalb wird es auch niemand wagen, ein Publikum zusammenzurufen und vor ihm, um es zu unterhalten, Nüsse knacken. Tut er es dennoch, und gelingt seine Absicht, dann kann es sich eben doch nicht nur um bloßes Nüsseknacken handeln.“ (Kafka)
„Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse“ ist Franz Kafkas letzte Erzählung. Mit scharfer Ironie und paradoxer Zuspitzung reflektiert er kurz vor seinem Tod den Stellenwert von Kunst in der Gesellschaft. Kafka nutzt dazu die Form der Fabel und verlegt das Thema in die Welt der Mäuse. Aus der Perspektive des Mäusevolks wird aufgeregt über das Phänomen „Josefine, die Sängerin“ debattiert, die wahrscheinlich „gar nicht singt, höchstens pfeift und das nicht einmal besser als andere Mäuse, eher schlechter, wodurch das Geheimnis ihrer nicht existenten Kunst nur noch größer wird“ (Deleuze/Guattari).
Michael Schiefel, der Stimmvirtuose und Moerser Improviser in Residence, lässt in einem szenischen Konzert ein vielstimmiges Panoptikum von Ansichten und Meinungen entstehen und verdichtet das selbstbewusste Volk der Mäuse zu einer selbstbezüglichen Erregungsrepublik, die sich am überzeugendsten mit sich selbst beschäftigt.
Hier gibt es einen akustischen Eindruck: Josefine_Trailer