Erna, Grete und Mariedel leben in klaren Verhältnissen. Sie gehören nicht mehr dazu. Alt geworden und allein oder leicht debil leben sie am Rand dieser Gesellschaft. Das normale Leben findet ohne sie statt. Deshalb haben sie sich zurückgezogen. Als skurrile Lebensgemein- schaft sitzen sie zwischen Devotionalien vor dem Fernseher. Von dort bestimmt der Petersplatz in Rom, Rosamunde Pilcher und das Musikantenstadel über ihr Glück. Gemeinsam phantasieren sie sich über Sorgen und Realität hinweg ihre eigene heile Welt. Erna träumt von einer Verbindung mit dem ortsansässigen, polnischen Fleischer Karl Wottila, Grete mit ihrem Dackel Lydia von dem drallen Musiker Freddy in stramm sitzender Lederhose als neues Herrchen und Mariedel von der Anerkennung und Belohnung ihres verstopfungslösenden Talents durch den Pfarrer und die ganze Gemeinde. Dabei überschreiten sie nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks. Wenn es um ihre Träume geht, sind sie zu allem bereit. Werner Schwabs böse Farce von 1990 zeichnet ein erschreckendes Bild von kleinbürgerlicher Lebenswirklichkeit im medialen Zeitalter. Die „heile Welt“ wird unvermittelt zur Wiege von Faschismus, Kindesmissbrauch und Mord. Der Schrecken von österreichi- schen Kellern grüßt bös lächelnd direkt von nebenan.
