Seit zweitausend Jahren hören die Götter die Menschen über ihre Lebensbedingungen klagen und so zeigen sich die mehr oder minder Ersehnten in ihrer Welt.
Ihre Mission ist nicht der Menschheit ein besseres Leben zu ermöglichen, sondern ihr Konstrukt zu erhalten. Dazu müssen sie Menschen finden, die unter den herrschenden
Bedingungen leben können und trotzdem gut bleiben. Angekommen in der Stadt Sezuan, die in Bertolt Brechts Parabelstück für kapitalistisch geprägte Orte in dieser Welt steht, möchte niemand den Göttern Unterkunft geben – außer die Prostituierte Shen Te.
Ist es möglich, in einem System, das auf Profitmaximierung und Konkurrenz aufgebaut ist, „gut“ zu handeln? Ab wann werden Kompromisse zum Verrat an den eigenen Grundsätzen?
Brecht stellt mit seiner raffinierten Parabel nichts weniger als den Kapitalismus zur Disposition und konfrontiert die Figuren seines Stücks mit der Frage, wie sich ein System überwinden lässt, dessen Teil man ist.
In diesem lustvoll aggressiven Planspiel übernimmt die Musik eine große Rolle. Die Kompositionen und Songs von Paul Dessau greifen unmittelbar ins Spiel ein und lassen den ausgestellten „Gesellschaftskörper“ buchstäblich wachsen und schrumpfen.
Für die Inszenierung entwickelt das Kunst- und Klangkollektiv „Recursion“ eine eigene Bearbeitung der Musik von Paul Dessau. „Recursion“ ist „Improviser in Residence 2023“ des moers festival.
DER GUTE MENSCH VON SEZUAN Von Bertolt Brecht
Mit Musik von Paul Dessau in einer Bearbeitung von „Recursion“
Termin
Sonntag, 08.10.2023 | 18.00 Uhr
Spieldauer
ca. 02:00 Std.Spielort
SchlossPreis
19,50 € pro Personerm. 7,00 € pro Person
Kategorie
SchauspielBeschreibung
- Mit: Magdalene Artelt | Matthias Heße | Leonardo Lukanow | Ludwig Michael | Marissa Möller
- Inszenierung: Ulrich Greb
- Bühne und Kostüme: Birgit Angele
- Dramaturgie: Sina Corsel
- Musik: Christopher Retz | Jan Krause | Steven Koch
Galerie
Fotograf/in: Jakob StudnarPressestimmen
Die Inszenierung von Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ beeindruckt mit dramatischer Darstellung, skurrilen Kostümen und elektronischen Klängen. Das Schlosstheater-Ensemble begeistert das Publikum.“ (Jutta Langhoff, RP)
Brechts kapitalismuskritisches Stück „Der gute Mensch von Sezuan“ wird in Ulrich Grebs Inszenierung zu einer beeindruckenden Parabel über die kapitalistische Blase. Wieder überzeugen am Schlosstheater Moers die Schauspieler:innen, aber auch Birgit Angeles grandioser Bühnenballon. (Hans-Christoph Zimmermann, Die deutsche Bühne)
Ganz groß der Clou dieser Inszenierung: ein XXL-Ballon vom Ausmaß eines Hauszelts, der die gesamten zwei Stunden über die Bühne von Birgit Angele wabert. Sie hat auch die fantastischen Kostüme entworfen. (Jens Dirksen, WAZ)
In Moers wird die Frage, was überhaupt die kapitalistische Welt ist und was sie umfasst, mit einer beeindruckenden Bildmetapher beantwortet. Ausstatterin Birgit Angele hat einen gewaltigen Ballon entworfen, der einen nach außen gestülpten Darm mit Divertikel, Anus, blutenden Hämorrhoiden – inklusive ständiger Flatulenzen – darstellt. (Hans-Christoph Zimmermann, Die deutsche Bühne)
Sie (Marissa Möller) und Magdalene Artest sind für die Produktion an ihre einstige Wirkungsstätte zurückgekehrt – ein echter Gewinn. Beide spielen mit spürbarer Lust und noch spürbarerem Können. Auch die beiden „Neuen“ werden dem Publikum des Schlosstheaters sicher noch viel Freude machen: Ludwig Michael gibt einen kantenscharfen Flieger Yang Sun, Leonardo Lukanow übernimmt gleich sechs Rollen, ohne auch nur eine einzige wie die andere zu behandeln. (Jutta Langhoff, RP)
Ulrich Greb macht sich einen interpretatorischen Spaß daraus, wer an welcher Stelle, wer auf welche Weise mit dem Darm verbunden ist: Brillant, wie Magdalene Artelt als Barbier Shu Fu mit Babyface-Maske und säuselnd-gestochener Diktion vom Darm-Scheitel herab die moralische Integrität Shen Tes umschwärmt. Oder wie Ludwig Michael als Flieger Yang Sun – mit Goldpaillettenjacke halb im Blinddarm steckend – erste Bekanntschaft mit der Heldin macht. (Hans-Christoph Zimmermann, Die deutsche Bühne)
Die Inszenierung war ein beeindruckendes Theatererlebnis das von der Moerser „Improvisier in Residence“-Gruppe „Recursion“ zusätzlich durch ihre nicht minder ungewöhnliche Musik bereichert wurde.“ (Jutta Langhoff, RP)