Kaum hat der Kaufmann Pantalone die Verlobung seiner Tochter Clarice mit dem Arztsohn Silvio bekanntgegeben, kündigt sich der tot geglaubte Geschäftspartner Federigo Rasponi an. Der ursprüngliche und offenbar quicklebendige Verlobte wird wieder ins Amt gebracht – ist er doch für Pantalone die wesentlich bessere Partie. Unter den Kleidern des Federigo verbirgt sich jedoch seine Schwester Beatrice, die dringend an Bargeld kommen muss, um ihren flüchtigen Geliebten zu unterstützen. Ihr neu eingestellter Diener Truffaldino ist ihr allerdings keine rechte Hilfe. Truffaldino, auf seinen Lohn wartend und mit knurrendem Magen, lässt sich ohne Beatrices Wissen von einem weiteren, frisch angereisten Herrn als Diener einstellen. Das bringt ihm zumindest die Aussicht auf ein doppeltes Einkommen. Als Diener zweier Herren gerät er bald in immer kompliziertere und absurdere Situationen, die er, stets am Rande der Überforderung, mit Frechheit zu parieren versucht.
„Der Diener zweier Herren“ aus dem Jahr 1746 ist eine der bekanntesten Komödien der Commedia dell’Arte. Nach dem Erfolg des Stücks gab Carlo Goldoni seinen Beruf als Advokat zugunsten des Theaters auf, zog von Italien nach Frankreich und wurde einer der erfolgreichsten Theaterautoren des 18. Jahrhunderts.
Goldoni weist mit dem Stück weit über das „Theater der Kunstfertigkeiten“ hinaus: Hinter den Typen und Masken lässt er das Thema der menschlichen Würde sichtbar werden. Wie können Macht und Geldgier ausgetrickst werden und so am Ende doch noch die Sehnsucht nach der großen Liebe – und einem vollen Magen – gestillt werden? Wir beobachten große und kleine Geschäfte, prekäre Arbeitsverhältnisse und vor allem das moralisch keineswegs korrekte Vergnügen, überforderten Überlebenskünstler*innen beim Scheitern zuzusehen.