„Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen. Er ist so gesichert, wie eben überhaupt auf der Welt etwas gesichert werden kann.“ So beginnt Kafkas abgründige Erzählung „Der Bau“ von 1923. Ein Tier – vielleicht eine Art Dachs – hat sich eine labyrinthische, unterirdische Festung gebaut, die ihn vor allen Widrigkeiten und Feinden schützen soll. Doch im Moment der Fertigstellung wird die ersehnte Ruhe durch ein Geräusch gestört. Die Suche nach der Ursache des Zischens wird zunehmend paranoider und mündet in der Erkenntnis, dass der perfekte Schutzraum zum perfekten Gefängnis geworden ist. Das sicherheitsbesessene Tier ist schutzlos seinen Feinden ausgeliefert.
Wie in einer Blaupause erkennen wir in Kafkas Versuchsanordnung die Widersprüche unserer heutigen Lebensweise: den zum Scheitern verurteilten Willen, die Welt beherrschbar zu machen, der zum Kontrollverlust führt und ein ökonomisches Wachstumsdiktat, das in seiner selbstverschlingenden Dynamik unsere Freiheit zerstört.
Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma? Kafkas Antworten werfen weitere Fragen auf und übertragen die Aufgabe damit zielsicher an uns.
Ulrich Greb konfrontiert in seiner Inszenierung diese scheinbar unauflösbare Verstrickung mit Weltentwürfen zeitgenössischer Philosoph*innen, die Wege aus der Sackgasse aufzeigen: Aufbruch statt Apokalypse, Pflegen statt Beherrschen, Teilen statt Verwerten, Regenerieren statt Erschöpfen.
KARTEN SIND AB DEZEMBER ERHÄLTLICH