Pressestimmen „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ (UA)

Von Rosa von Praunheim

Rosa von Praunheims eher lose Szenenfolge, die ihre beiden singenden Heldinnen auch zu Bankräuberinnen in der Schweiz, zu Arbeiterinnen in einem Schlachthaus und zu Südseereisenden werden lässt, trägt deutliche Zeichen des Absurden. So wechseln sich nicht nur ständig Dialoge mit Gesangspartien ab, auch die Tonlagen des Textes sind fortwährend im Fluss. Kalauer und Nonsens gehen unvermittelt über in ernsthafte Reflexionen über Liebe und die Schuld, die das Verarbeiten von Tieren zu Wurst mit sich bringt, weichen dann aber sofort wieder wilden Albernheiten. Diesen dauernden Stimmungswechseln begegnet Damian Popp mit einer Geschwindigkeit, die das Absurde absurd selbstverständlich erscheinen lässt, und mit einer ansteckenden Lust an Spiel und Spielereien. Ganz am Ende des Stücks, Frau Müller (Roman Mucha)  ist zum zweiten Mal in den Orkus gefahren, singen Matthias Heße und Emily Klinge im Duett: „Die Schönheit des Lebens / Ist nicht zu ertragen.“ Und eben dieser unerträglichen Schönheit erweisen Rosa von Praunheim, Damian Popp und das Ensemble mit einer ungeheuren spielerischen Leichtigkeit und der Anarchie eines geradezu magischen Widerstandsgeistes ihre Reverenz. (Sascha Westphal, nachtkritik)

 

So eine Uraufführung erlebt man nicht alle Tage: Das Schlosstheater Moers lässt gnadenlos die sprichwörtliche Sau raus. Damian Popp hat bei seinem Moerser Regie-Debüt diesen mitreißenden, herrlich intelligenten Riesenblödsinn kongenialisch und lustvoll in Szene gesetzt. Der ungeheure Reiz von Praunheims scheinbarem Nonsens-Stück voller Nicht-Handlung, das von einem Diskurstext oder einem dramatisierten Manifest gar nicht weiter entfernt sein könnte, liegt im konsequent überspielten Subtext. Unter der blutig-fröhlichen Oberfläche lassen sich dann ernsthafte Themen ausmachen, wie das Verhältnis Mensch-Tier, die Arbeitsverhältnisse im Schlachthof oder die Abhängigkeit von der Politik der Supermärkte und Discounter. Und natürlich geht es um die ewige Sehnsucht des Menschen nach Liebe, Glück, Geborgenheit. (Wolfgang Platzeck, WAZ)

 

Damian Popp, der erstmals in Moers Regie führt, zelebriert das Absurde und die Absurdität. Er inszeniert Praunheims Text als pralle Farce, laut, skurril, der der derben Wortwahl folgend, mit karikaturenhaft gezeichneten Figuren in Schweinchen-Latex-Optik, mit viel Klamauk und ein bisschen Karneval. Emily Klinge, Matthias Heße als Fleischfachverkäuferinnen und Roman Mucha als Frau Müller überspitzen und verzerren die Figuren, dass es kracht. Klinge spielt die tiefgründige Karina, die zwischen Mordlust und moralischer Ernsthaftigkeit ihre blutige Metzger-Arbeit hinterfragt und sogar Operetten kann. Matthias Heße beweist in der Rolle der Zarah einmal mehr, dass er auch in frivolem Chi Chi bewandert ist – in Frauenkleidern und Perücke. Auch Roman Mucha hat als mysteriöse Frau Müller im grünen Kostümchen sichtlich viel Spaß. Er parliert sich gekonnt auf Kölsch und Schwizerdütsch durch die Vorstellung. Für fast alle Passagen, in denen Rosa von Praunheim sein Personal singen lässt, hat Jonas Schilling die Musik auf die mal hintergründigen, mal kalauernden Texten komponiert. Die Genres reichen von Klassik und Rock über sanfte Pianoklänge bis Techno, Schuhplattler und Can Can. Das Ensemble beweist nach „21 Lovesongs“ wieder einmal wunderbar, wie sangesfreudig es ist. (Anja Katzke, Rheinische Post)

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