„Großer Abend in Moerser Schlosstheater-Kapelle: der „Ausnahmezustand“ von Falk Richter. Wer ein Ausnahme-Stück Theater sehen will, sollte sich dieses intensive Sahneteilchen von Kammerspiel in der Gast-Regie von Catherine Umbdenstock nicht entgehen lassen.“
Karen Kliem in der WAZ, 8.11.2014
„Mit dem Theaterstück „Im Ausnahmezustand“ von Falk Richter legt die Regisseurin Catherine Umbdenstock ein nervenaufreibendes psychologisches Kammerspiel vor. Maresa Lühle, Frank Wickermann und Patrick Dollas gelang es bei der Premiere des Stückes in der Kapelle des Schlosstheaters Moers, die beklemmende Atmosphäre einer seelisch zerstörten „Familienidylle“ überzeugend zu vermitteln und die menschlichen Abgründe dahinter sichtbar zu machen. … Das Darstellertrio lieferte eine tolle Leistung ab, so dass man zum Schluss als Zuschauer beinahe erleichtert war, aus der klaustrophobischen Atmosphäre der Angst wieder ins Freie treten zu können, allerdings nicht, ohne den verdienten Applaus zu spenden.“
Cornelia Krsak in der Rheinischen Post, 8.11.2014
„„Die Frau“ und „Der Mann“ leben mit einem „Sohn“ in einem Paradies. In einer Gated Community … Natürlich schüren Überwachung, strenge Sicherheitsvorkehrungen und der Genuss exklusivsten Luxuslebens Ängste. Und so wird Falk Richters Drei-Personen-Haushalt zu einem Ort, wo die Neurosen blüh’n. … Den völlig gestörten und wohl auch traumatisierten Sohn gibt Patrick Dollas in Moers mit grauslicher Intensität.
Keine Entwicklung habe das Stück, nörgelte die Theaterkritik nach der Berliner Uraufführung. Zumindest Frank Wickermann als „Der Mann“ zeigt in Moers sehr wohl eine Entwicklung. Zu Beginn wirkt er ganz normal, für eine Wickermann-Figur sogar erstaunlich ruhig und gelassen. Erst durch die Infragestellung und die Anwürfe der Frau verliert er Selbstbewusstsein und – gelegentlich – Contenance. … Keine Entwicklung? Schon beim Lesen schnürt einem Richters suggestive Beschreibung der explosiven Idylle phasenweise die Luft ab. Unerbittlich schrauben sich in Catherine Umbdenstocks Inszenierung die Psychosen in die Höhe. Der Boden, auf dem diese Familie steht, gerät während der 100minütigen Aufführungsdauer mehr und mehr ins Wanken; die Schüsse, die man nicht hört, treffen die Insassen des Paradieses auf metaphorische Weise. Eindringlich setzt das Moerser Ensemble den wortgetreu inszenierten Text um und löst in der kleinen Kapelle wahre klaustrophobische Gefühle aus.
Ein Disneyland ist das nicht. Insofern mag das Richters Stück im engeren Sinne als Gesellschaftskritik fehlgehen. Aber es ist eine brillante Komposition über Angstpsychosen, Traumata und gesellschaftliche Fehlentwicklungen, die überzogenes Sicherheits- und Statusdenken auszulösen vermögen. Wenn es denn je wirklich diskreditiert war, hat das Schlosstheater Moers das Stück mit dieser Inszenierung rehabilitiert.“
Dietmar Zimmermann in theater pur, 9.11.2014