„Sage nicht, Du habest Frieden gemacht. Mache, Vater, mache keinen Frieden mit Dir, mach mit mir, was immer Du willst, mach mit mir, was ich will, damit der Frieden in Dich zurückkehrt, der Frieden, den Du mit Dir nicht geschlossen hast, die Verantwortung, die ein anderer an Deiner Stelle gehabt haben soll, die Verantwortung eines Ministers für Deine Tat, die Du begangen hast, ohne für sie verantwortlich zu sein, die Verantwortung für andere. “
Im April 1964 ruft Veit Harlan seinen Sohn Thomas nach Capri an sein Sterbebett, doch für Versöhnung ist es zu spät. Fünf Monate vor seinem eigenen Tod diktiert Thomas Harlan 2010 mit “Veit” einen berührenden, schmerzhaften Brief an den Vater und hinterlässt damit auch ein zeitgeschichtliches Dokument, das über den Vater-Sohn-Konflikt ein typisch deutsches Dilemma zwischen Verantwortung, Schuld und dem Wunsch nach Versöhnung beschreibt. “Veit“ ist bittere Abrechnung und zugleich Liebeserklärung an den Vater und Filmregisseur, der mit „Jud Süß“ den größten Propagandafilm der Nazizeit geschaffen hat und an dessen Lebenslüge, sich der Sohn lebenslang abarbeitet.
Am Sonntag, den 17. Januar fand die dritte Folge unserer Reihe szenisch-musikalischer Lesungen statt: Frank Wickermann und Matthias Heße lasen den berührenden und sprachgewaltigen Text von Thomas Harlan, dem zeitgenössische Musik von György Kurtag, Giacinto Scelsi und Gerhard Stäbler, dargeboten von Annegret Mayer-Lindenberg an der Viola, gegenüber gestellt wurde. Kunsu Shims Performance aus·stellen, die er gemeinsam mit Gerhard Stäbler durchführte, bot noch eine weitere Dimension zu dieser Lesung.
Die nächste und letzte Frequenz IV findet am Sonntag, den 28. Februar statt, wenn unter dem Titel „Die große Wanderei“ der Themenbereich Migration bearbeitet und erfahrbar wird, mit einem großen Parcour im gesamten Peschkenhaus, szenisch eingerichtet von Kathrin Leneke.
Die Veranstaltungsreihe findet statt in Kooperation mit dem Kunstverein Peschkenhaus Moers e.V. und mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse am Niederrhein.
Ort
Galerie Peschkenhaus, Meerstraße 1, 47441 Moers
Eintritt 12 Euro, ermäßigt 7
Kartentelefon 02841/8834110